Geht es nicht in erste Linie um jobsichernde Verlagerung der Programmverantwortung nach außen?
Der Grund für die unumschränkte Machtfülle externer Planungsbevollmächtigter ist systembedingt. Ein Programm, das ein klares musikalisches Profil hat braucht keinen neunmalkklugen Berater, der ihm bei der Musikauswahl in die Suppe spuckt und alles besser weiß. In Deutschland (und Österreich) ist das anders.
Ein Consulter ist üblicherweise für die Optimierung der Gesamtabwicklung zuständig (hier kann ein guter Berater viel bewirken) und Researches sind ein wirksames Instrument für die Bewertung von Musiktiteln auf ihre populäre Breitenwirkung und Einsatzfähigkeit. Das letzte Wort sowie die Entscheidung über die Programmausrichtung hat in einem funktionierenden Radiomarkt immer der Sender oder Eigentümer (Senderverbund) selbst.
In Deutschland haben wir es hingegen mit einem Popanz von Vorfeldinstitutionen zu tun, die die Sender über den Umweg der Media-Analyse knechten, fremdbestimmen und vor vollendete Tatsachen stellen. Letztlich entscheidet allein der von den beherrschenden Verlagen getragene Agenturbetrieb über die wirtschaftliche Situation der Radiostation, die Berater wiederum bringen die finanziell abhängigen Sender auf Linie. Ein Sender ohne Verlagsbeteiligung hat da von Anfang an ganz schlechte Karten und muss sich den herrschenden Bedingungen bereitwilligst unterordnen, so er denn überleben will. Die Verlagsradios selbst haben ganz konkrete Zielvorgaben, die sich mit den Interessen der Printwerbung nicht überschneiden dürfen.
Weil die deutsche Radiolandschaft über Jahre ein geschlossenes System war konnten sich auch keine Innovationsimpulse auswirken, zumal der fehlende Wettbewerb einzelner Sender im Kampf um Werbekunden und Zielgruppen ausblieb (das liegt an der Reglementierung und Kartellbildung) und die eigentlich entscheidenden Kräfte im Vorfeld des Radios dank ausbleibender Konkurrenz keine echte Fachkompetenz oder gar Kreativität beweisen mussten, beides notwendige Voraussetzungen für die Bereitstellung attraktiver (weil konkurrenzfähiger) Radioangebote.
Selbst im öffentlich-rechtlichen Betrieb hat man sich längst diesen Spielregeln unterworfen, keiner muckt mehr auf.